Beim Schielen, mit lateinischem Fachbegriff Strabismus, ist die Stellung der beiden Augen zueinander nicht parallel, wie bei es normalerweise der Fall ist. Die Blickrichtung eines Auges weicht beim Betrachten von Gegenständen vorübergehend oder dauerhaft ab. Um die Art des Schielens festzustellen, sollte ein Augenarzt oder ein Orthoptist, ein nichtärztlicher Sehspezialist mit spezieller Schielausbildung, aufgesucht werden. Orthoptisten arbeiten häufig in Augenarztpraxen und bieten dort die so genannte Sehschule an, die sich speziell um Kinder und Schielpatienten kümmert. Beim Schielen wird in einer Untersuchung zunächst der Schielwinkel festgestellt, also der Winkel, in dem das schielende Auge vom geradestehenden Auge abweicht. Manchmal liegen auch mehrere Schielwinkel vor. Außerdem wird geprüft, ob das Schielen beim Sehen in der Ferne und in der Nähe gleich bleibt oder ob Unterschiede bestehen.
Es gibt mehrere Formen des Schielens. Die schwächste Form ist das „Latente Schielen", das durch eine Gleichgewichtsstörung der Augenmuskeln ausgelöst wird. Diese Form führt meist nur bei Stress oder Übermüdung zu Beschwerden und kann mit einer speziellen Brille ausgeglichen werden. Auffälliger und für den Patienten unangenehmer sind die verschiedenen Formen des manifesten Schielens, bei denen die Fehlstellung des Auges deutlich sichtbar und meist dauerhaft ist. Dabei blickt ein Auge meist entweder nasenwärts nach innen, in die Gegenreichtung nach außen, nach oben oder rollt hin und her.
Meist tritt das Schielen im Kleinkindalter auf. Es sollte unbedingt frühstmöglich von einem Augenarzt oder Orthoptisten untersucht und gegebenenfalls behandelt werden, da unerkanntes Schielen oft zu einer lebenslangen Schwachsichtigkeit des schielenden Auges führen kann. Bei frühzeitiger Therapie kann das Schielen bereits mit einer so genannten Okklusionstherapie behandelt werden. Dabei wird das gesunde Auge zeitweilig zugeklebt, um das schielende Auge dazu zu bringen, geradeaus zu schauen. Hilft dies nicht, ist eine Schieloperation möglich. Verbesserung des Sehens lässt sich jedoch auch damit oft nur im Kindesalter erzielen, bei Erwachsenen haben sie leider häufig nur noch einen kosmetischen Effekt.