Rückenschmerzen stehen synonym für Schmerzen in der Region des Kreuzbeines. In der englischen Literatur werden sie als „low back pain“ bezeichnet.Wie man anhand der vielfältigen Begriffe oben erkennen kann, können Rückenschmerzen unterschiedlichen Ursprungs sein. Dabei muss die Ursache nicht unbedingt im Bereich des Rückens liegen. Häufig liegen ihnen andere (urulogisch / gynäkologisch / ...) Ursachen zu Grunde, die im Rahmen der Untersuchung differentialdiagnostisch abgeklärt werden müssen.
Die Aufgabe des behandelnden Arztes ist es, aus dem Krankheitsbild „Rückenschmerzen“ die Ursache herauszufinden und die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln.
Rückenschmerzen, deren Ursache im Wirbelsäulen- und Halsbereich zu finden sind, werden als Symptomkomplexe mit regional begrenzten Schmerzen und unterschiedlich stark ausgeprägten Funktionsstörungen im Bereich der Wirbelsäule beschrieben.
Folgende Erkrankungen betreffen unter anderem ursächlich den Wirbelsäulen- und Halsbereich:
Vegetative Schmerzen Zervikalgie, Zervikal – Syndrom Brachialgie, Dorsalgie Lumbago, Lumbalgie Ischialgie radikuläre Schmerzen pseudoradikuläre Schmerzen. Kreuzschmerzen können unter Umständen auch ausstrahlen. Dies ist beispielsweise beim Krankheitsbild der Lumboglutäalgie (Ausstrahlen in das Gesäß) oder der Lumboischialgie (Ausstraheln in das Bein) der Fall.
Da für diese Arten von Schmerzen wiederholtes Auftreten typisch ist, spricht man hierbei häufig auch von einer chronischen Schmerzkrankheit. In der Regel besteht hierbei keine neurologische Symptomatik.
Epidemiologie Rückenschmerzen gelten als Volkskrankheit, die rein statistisch gesehen die zweithäufigste Ursache für das Aufsuchen eines Arztes bedingen. Wie bereits erwähnt, sind Rückenschmerzen häufig chronisch und kehren somit immer wieder.
Häufig erweist es sich als schwierig, die eigentliche Ursache für den (chronischen) Rückenschmerz ausfindig zu machen. Oben wurde bereits darauf hingewiesen, dass viele Ursachen organischer und / oder psychischer Natur (Psyche) sein können. Immer können die Ursachenkomponenten sich wechselseitig beeinflussen und unter Umständen auch gegenseitig verstärken. Die Aufgabe des Arztes besteht darin, die Ursache ausfindig zu machen und Syndrome differentialdiagnostisch abzuklären. Dies ist nicht immer einfach.
An dieser Stelle soll auf Rückenschmerzen eingegangen werden, deren Ursache im Bereich der Wirbelsäule und des Halses zu suchen ist. Exemplarisch wurden hierfür einige Erkrankungen ausgewählt, von denen Patienten überdurchschnittlich häufig betroffen zu sein scheinen.
Dies sind:
Der Hexenschuss (Lumbago) Unter einem Hexenschuss versteht man im allgemeinen plötzlich auftretende, heftige Schmerzen im Lendenbereich. Die Schmerzen können unter anderem auch in benachbarte Bereiche ausstrahlen. Teilweise erhebliche Bewegungseinschränkungen, verbunden mit stechenden Schmerzen sind die Folge. Ursächlich bedingt wird ein Hexenschuss beispielsweise durch Schädigungen im Bereich der Bandscheibe, durch Druckschmerzen im Bereich der Dornfortsätze uvm. Welche Ursachen konkret bei einem Hexenschuss vorliegen, muss individuell ermittelt und untersucht werden. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Hexenschuss
die Lumbalgie / Lumboischialgie / Lumboglutäalgie Sobald zu den Rückenproblemen ausstrahlende Schmerzen, beispielsweise in das Bein hinein auftreten, spricht man von einer Lumboischialgie / Ischialgie. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Lumboischialgie
Der Bandscheibenvorfall Unter einem Bandscheibenvorfall versteht man die plötzliche oder langsam zunehmende Verlagerung, bzw. den Austritt von Gewebe des Nucleus pulposus (= Gallertkern der Bandscheibe) einer Bandscheibe nach hinten in den Rückenmarkskanal (Spinalkanal) oder hinten-seitlich (Nervenwurzel). Hierbei kann es durch Druck auf Nervenwurzeln zu Schmerzen, Lähmungen und / oder Gefühlsstörungen kommen. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Bandscheibenvorfall Ursache Schon anhand der verschiedenen Krankheitsbilder, die weiter oben beschrieben wurden kann man erkennen, dass auch die zugrunde liegenden Ursachen des Rückenschmerzes vielschichtig sind.
Häufige Ursache für die Entstehung von Rückenschmerzen sind degenerative, verschleißbedingte Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule und Bandscheibe. Immer müssen bei den Ursachen individuelle Veränderungen berücksichtigt werden. So sind beispielsweise Patienten mit Hohlkreuz oder Hohlrundrücken, sowie auch Patienten mit schwacher Rückenmuskulatur usw. unter Umständen von Rückenschmerzen häufiger betroffen.
Unabhängig von den individuellen Faktoren gibt es potentielle Ursachen für die Entstehung von Rückenschmerzen. Nachfolgend sollen die wichtigsten erwähnt und beschrieben werden.
Mögliche Ursachen für die Entstehung von Rückenschmerzen sind:
Verschleiß / Arthrose / Abnutzung / Degeneration:
Knochenanbauten im Bereich der Wirbelsäule (Spodylophyten / Osteophyten)
Verengung eines Nervenaustrittspunktes der Wirbelsäule (Foramenstenosen) durch Knochenanbauten oder Bandverdickung (Hypertrophie des Ligamentum flavum)
Morbus Scheurmann
entzündliche Erkrankungen, wie der Morbus Bechterew, Morbus Paget, Knochenentkalkung (Osteoporose) Hiervon sind insbesondere Menschen betroffen, die über einen längeren Zeitraum hinweg körperlich schwer gearbeitet haben. Ältere Menschen leiden häufig unter Abnutzungserscheinungen / Verschleiß.
Spinalkanalstenose, hierbei kommt es durch knöcherne Anbauten zu einer Enge des Spinalkanals. Durch eine Spinalkanalstenose wird das Rückenmark an einer Engstelle eingeengt. Hierdurch kommt es zu Schmerzen, aber Störung der Sensibilität (Gefühl) bis hin zu Lähmungen. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Spinalkanalstenose
Facettensyndrom, durch Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke kommt es zu einer sogenannten Spondylarthrose (Arthrose der kleinen Wirbelgelenke). Das Facettensyndrom ist eines der häufigsten Ursachen vom Rückenschmerz des älteren Menschen! Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Facettensyndrom
Mechanische Ursachen:
Unter mechanischen Ursachen versteht man hauptsächlich mechanische „Irritationen“ und Reaktionen, die teilweise heftige Schmerzen verursachen. Zu den mechanischen Ursachen zählen auch Nerveneinklemmungen. Insbesondere nach einer Operation im Bereich der Bandscheiben sind auch Verwachsungen im Bereich des Narbengewebes (Postnukleotomie – Syndrom) häufig Ursache für das Entstehen starker Schmerzen.
Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule:
Verletzungen im Wirbelsäulenbereich sind beispielsweise auf Verkehrsunfälle zurückzuführen, in dessen Folge es zu einem Schleudertrauma kam. In schlimmeren Fällen können auch Verschiebungen des / der Wirbelkörper, Nervenwurzelabrisse oder gar Wirbelbrüche, für die Entstehung der Rückenschmerzen verantwortlich gemacht werden.
Neoplasien / Neubildung / Tumor:
Wie in nahezu allen Körperbereichen können auch im Bereich der Wirbelsäule Tumore (Neurinom oder Meningeom) ausfindig gemacht werden. Diese Tumore und – in ungünstigen Fällen auch deren Metastasen (= Tochtergeschwulste) können teilweise erhebliche Schmerzen verursachen. Mehr Informationen auch unter Meningeom.
Angeborene Ursachen:
Ursachen für die Entstehung von Rückenschmerzen können durchaus auch angeboren sein. Im Falle eines offenen Rückenmarkkanals, der bei der Krankheit „Spina bifida“ festzustellen ist, muss entsprechend gehandelt werden. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Spina bifida
Nervenreizung:
Hierunter fällt der klassische „Hexenschuss“ (Lumbago). Hierbei handelt es sich um eine akute Reizung eines Nerven. Der Hexenschuss ist somit nicht auf einen Verschleiß (siehe oben) zurückzuführen. Mehr finden Sie auch unter unserem Thema Hexenschuss.
Entzündung:
Auch Entzündungen in den jeweiligen Bereichen des Rückens können Ursache eines zugrunde liegenden Rückenschmerzes sein. Die Ursache für die Entstehung einer solchen Entzündungen liegt meist in bakteriellen Eiterherden (= Abszesse) im Bereich der Nervenwurzeln und des Rückenmarkes begründet. Darüber hinaus können teilweise auch eitrige Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule als Ursache für die Entstehung des Rückenmarkes verantwortlich gemacht werden. Viele Rückenbeschwerden lassen sich auf eine Fehlhaltung, bzw. Fehlbelastung der Wirbelsäule zurückführen. Indirekt gleicht man diese Fehlhaltungen und / oder –belastungen durch „Schonhaltungen“ aus, was zur Folge hat, dass man muskulär versucht, auszugleichen. Dadurch dass dann andere Muskelpartien die Aufgaben übernehmen, werden sie unverhältnismäßig stark beansprucht und reagieren ihrerseits mit Überlastungsschmerzen und Verspannungen. Schon hier lässt sich der „Teufelskreis“ (siehe unten) feststellen.
Die Bandscheibe besteht aus dem so genannten Annulus fibrosus, dem bindegewebigen, knorpeligen Außenring und dem Nucleus pulposus, dem inneren Gallertkern. Wenn es nun zu einem Riss im Bereich des Annulus fibrosus kommt, wird dem Nucleus pulposus ein Austreten nach hinten ermöglicht, wodurch wiederum Nervenwurzeln gereizt werden können (Wurzelsyndrom, siehe hierzu auch Bandscheibenvorfall).
Rückenschmerzentstehung Wie bereits oben beschrieben, sind die Ursachen, die für Rückenschmerzen verantwortlich gemacht werden können, sehr vielfältig.
Sehr häufig werden sie jedoch durch Muskelverspannungen ausgelöst. Durch diese Verspannungen erscheinen die Muskelpartien verhärtet und stören die sie umgebenden Nerven in teilweise empfindlicher Art und Weise. Da einigen Nervenbahnen auch in weiter entfernte Körperareale ausstrahlen (z.B. Bein), lassen sich sehr häufig auch Schmerzen in anderen Bereichen auf Rückenschmerzen ursächlich zurückführen.
Allerdings werden Schmerzen nicht immer ausschließlich aufgrund der oben erwähnten Muskelverspannungen hervorgerufen. Möglich ist auch, dass ein Patient beispielsweise unter einem so genannten Wurzelsyndrom leidet. Dieses Syndrom ist veranlagungs-, alters-, verschleiß- und/oder belastungsbedingt. Dabei drückt eine verschobene Bandscheibe auf den umgebenden Nerven und verursacht Rückenschmerzen. Welche Ursache für die Entstehung des Rückenschmerzes verantwortlich gemacht werden kann, obliegt der Diagnose des Arzte.
Immer wieder muss dabei auch auf die subjektive Wahrnehmung von Schmerzen hingewiesen werden. Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Schmerztoleranzgrenze von Menschen teilweise sehr weit auseinander liegen.
So gibt es Menschen, die diagnostisch unter schwersten Abnutzungs-erscheinungen leiden, subjektiv aber keine Schmerzen empfinden. Der umgekehrte Fall ist allerdings genauso möglich. Somit kann man festhalten, dass häufig kein Zusammenhang zwischen der Stärke der Schmerzen und der Diagnose besteht.
Wie bereits oben erwähnt ist es möglich, dass Patienten den schmerzenden Rücken durch eine so genannte Schonhaltung in den Griff bekommen. Diese Schonhaltung verursacht in der Regel ihrerseits wieder Verspannungen, da andere Muskelpartien beansprucht werden als im Normalfall.
Um Rückenschmerzen vorzubeugen sollte man für sich selbst beschließen, sich mehr zu bewegen. Dies ist schon im Alltag problemlos möglich (Lift statt Treppe) und lässt sich auch durch weitere sportliche Aktivitäten ergänzen.
Diagnose Da es für die Entstehung von Rückenschmerzen unterschiedliche Ursachen gibt, und nachgewiesenermaßen auch eine enge Beziehung zwischen Schmerz und Psyche besteht, erscheint eine sorgfältige Anamnese (= Erhebung der Krankengeschichte) unumgänglich.
Da die Zusammenhänge von Schmerzen und Psyche so komplex sind haben wir dem psychosomatischen Anteil von Rückenschmerzen ein eigenes Kapitel gewidmet.
Rückenschmerzen und Psyche Hierbei fällt das Augenmerk recht häufig zunächst in Richtung Beruf des Patienten. Durch die Kenntnis des Berufes lassen sich bereits mögliche Risikofaktoren erfassen (Berufe, die (fast) ausschließlich im Stehen oder im Sitzen ausgeübt werden, die durch Heben schwerer Lasten herausstechen, ...) oder aber in nicht zutreffendem Fall, ausschließen.
Zum Erfassen des Schweregrades können so genannte „Schmerztagebücher“ zur Diagnosefindung hinzu gezogen werden. Im Rahmen eines Schmerztagebuches dokumentiert der Patient täglich seine (subjektiv) empfundenen Schmerzen unter Verwendung einer analogen Skala. Die Auswertung erfolgt in der Regel durch den Arzt.
Prinzipiell lässt sich die Röntgenbild der Wirbelsäule als Basisdiagnose bezeichnen. Über die Röntgenbilder erhält der behandelnde Arzt einen Einblick in die Wirbelsäulenhaltung. Darüber hinaus können knöcherne Veränderungen erkannt werden.
Zum Ausschluss von Nervenschädigungen oder aber um den Grad eventueller Nervenschädigungen ermitteln zu können, müssen weit greifendere Untersuchungen durchgeführt werden. Dies kann zum einen mittels neurologischer Untersuchungen geschehen. Die Schnittbilddiagnostik (CT und MRT, entweder mit oder ohne Kontrastmittel) ermöglicht darüber hinaus die Zuordnung des Schmerzes zu einem bestimmten Nerven. Durch die unterschiedlichen Diagnoseverfahren möchte und kann man weitgehende Informationen im Hinblick auf zu ergreifende therapeutische Maßnahmen ziehen. Angemerkt sei an dieser Stelle noch, dass eine zusätzliche Gabe eines Kontrastmittels in der Regel nur dann durchgeführt wird, wenn der Verdacht auf Entzündung oder Tumor liegt.
Die Myelographie beschreibt eine Untersuchung, bei der dem Patienten Kontrastmittel in den Duralsack injiziert. Der Duralsack ist der Bereich, der den Anfang eines Nerven umgibt, bevor dieser den Rückenmarkskanal wieder verlässt. Durch die Vermischung von Nervenwasser und Kontrastmittel lassen sich somit gezielt besondere Fragestellungen in Bezug auf das Rückenmark besser klären. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter: Myelographie
Ich glaube, alle Arten des Schmerzes sind sehr eng mit unserer Psychik verbunden. Ist unsere Psychik gesund - dann ist unser Körper auch gesund. Das ist mein Lebensprinzip.